100 Jahre Vereinsgeschichte

der Chorgemeinschaft Unterkirchberg

   

in einer Bearbeitung von Gerhard Rimmele (Mai 1996)

1896 bis 1924

Die Vereinsgeschichte über Hundert Jahre Gesangverein in Unterkirchberg; ist ein Spiegel über die Musik in unserer Gemeinde. Die Musikschaffenden, die Chorleiter, haben es bis heute verstanden Sänger und Freunde des Gesangs für anspruchsvollen, oder in seiner Zeit, modernen Chorgesang zu begeistern.

 

Der Zeitabschnitt, in den die Geburtsstunde des ersten Männergesangvereins auf Unterkirchberger Boden fällt, ist geprägt im Übergang bäuerlicher Gesellschaft in das Industriezeitalter. Die ehemals öffentlichen, im überlieferten Brauchtum verankerten Dorffeste wechselten im 19. Jahrhundert in die private Sphären der Familie, und erzwangen neue Umgangsformen für das Leben der Menschen untereinander.

 

Bei der Vereinsgründung des Männerchors, am 10. Februar 1896, galt vielleicht nicht mehr so sehr die politische Brisanz einer Vereinsgründung in Bismarckscher Zeit, sondern einfach die Begeisterung für gesellige Musikveranstaltungen. Die Verfügung über Freizeit wuchs zunehmend mit dem Grad der Mechanisierung landwirtschaftlicher Arbeit. Die heutige „Freizeit - Gesellschaft“ formierte sich. Wir Heutigen, vom Kommerz geprägten Menschen, werden es in dieser ursprünglichen Form nie mehr erfahren, wie es war ohne tägliche Medien - Berieselung „leben zu müssen“, außer aus den mündlichen Überlieferungen der jetzt älter gewordenen Vereinsmitgliedern. Die Schatten der Kriegserlebnisse und Kriegswirren verschließen uns aber weiter viele dieser Erinnerungen. Alle sicherlich spärlichen Aufzeichnungen der damaligen Schriftführer über Vereinsaktivitäten sind, wenn solche Aufzeichnungen überhaupt angefertigt wurden, vermutlich in den Jahren des 1. oder 2. Weltkrieges, verloren gegangen.

 

Der einzige heute noch vorhandene schriftliche Nachweis für die Vereinsgründung, sind die „Statuten des Gesangvereins Unterkirchberg“.

 

In Vertretung der sich die Satzung gebenden Sänger, zeichnete Karl Radi.

Chorleiter war (lt. mündlicher Überlieferung) der damalige Schullehrer Hermann, der zu diesem Zeitpunkt auch den örtlichen Kirchenchor leitete.

 

Die in Protokollen noch zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen der heutigen Chorgemeinschaft zeigen ein Auf - und Ab verschiedener Gesangvereinsstrukturen, die immer wieder, neben gesellschaftlichen Erfolgen, auch durch Sängermangel oder fehlenden Chorleitern, existentielle Grenzen fanden.

 

Ein Stück musikalischer Geschichte in Unterkirchberg ist, ohne dass bis heute entsprechende Nachweise in Kirchenbüchern requiriert worden sind, der zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgreich bestehende Kirchenchor. Querverbindungen vom Männergesangverein zu diesem Chor, in der Person des an der Schule tätigen Lehrers Hermann, oder bei Sängern, die in beiden Chören mitgesungen haben, werden nicht ausgeschlossen.

 

In den Jahren des Ersten Weltkrieges (1914 - 1918) ruhte bis 1924 das Vereinsleben des Männerchors Unterkirchberg.

 

Das älteste vorhandene Protokoll des Männergesangvereins weist 1924 bereits auf Vereinsaktivitäten (im KSV ?) im Jahre 1922 hin. Damals hatte der junge Musiker Georg Walker ein paar Sängerfreunde in einem Sänger - Club um sich geschart. Nachdem ihre Liedvorträge bei der Bevölkerung von Unterkirchberg immer größere Begeisterung entfachten  und entsprechenden Zuspruch fanden, und auch die Zahl der Sänger immer weiter anwuchs, wurde am 9. November 1924 eine erneute Gründungsversammlung für einen Männergesangverein ins „Bräuhaus“ einberufen. Die anwesenden Sänger wählten Anton Scheffold zu Ihrem 1. Vorstand und Josef Held als dessen Stellvertreter. Anton Wiedemann war Kassier und Karl Radi Schriftführer. 

In einer Ausschußsitzung wurden am 16. November 1924, auf der Basis der Statuten von 1896, die Satzungen des neuen Vereins aufgestellt und am 22. März 1925, in der 1. Generalversammlung nach den Kriegsjahren, offiziell beschlossen.

 

Es war wohl zu allen Zeiten menschlichen Zusammenlebens dasselbe, die Alten gestalteten ihre Freizeit anders als die Jungen. In diesem Sinne blieb, neben den Aktiven dieses Männergesangvereins, im Kraftsportverein Unterkirchberg die Sängerriege unter der Leitung von Georg Walker bestehen. Zur gleichen Zeit umrahmte im Ort, unter der Leitung von Oberlehrer Fischer, der Kirchenchor die religiösen Hochfeste.

 

Diese Vielfalt an Möglichkeiten zum Singen und Gesangsverpflichtungen band viele Sänger im kleinen Ort in Ihrer musikalischen Kreativität. Und wenn auch die Einen mit den Anderen nicht wollten, die weltliche Musik in deren Vorstellungen nicht zur lateinischen Kirchenmusik passte, so zeigt dieses Kaleidoskop musikalischer Aktivitäten doch bereits auf, welchen Stellenwert die Musik damals bei den Menschen eingenommen hatte.

1936

In Unterkirchberg existierten also drei Gruppen, die sich das weltlich gesellige und kirchliche Musizieren in ihr Stammbuch geschrieben hatten. Die erwachsenen Männer fanden sich in fröhlicher Runde im Gasthof „Zum Kreuz“ oder im „Bräuhaus“ zusammen, während die Jugend, vielleicht sogar einwenig „ausgegrenzt“, im Kraftsportverein ihre sportliche und musikalische „Heimat“ fand. Ob untereinander ein Sängeraustausch oder -wettstreit stattgefunden hat ...?, vermuten wir es einfach.

 

Für das Weiterbestehen des Männergesangvereins aber war dieses Sängerpotential der Unterkirchberger Bevölkerung von elementarer Bedeutung gewesen. Die in der Sängerriege hoffnungsvollen jugendlichen Sänger fanden sich vermutlich mit zunehmendem Alter in der Runde wieder, die sich bereits im „Bräuhaus“ zusammen gefunden hatte.

 

Die Sängerriege war es, die sich am 14. November 1936, bei einer Versammlung im Bräuhaus, von den Vereinsbindungen zum KSV lösen wollte. Dort wurde beschlossen, in zukünftiger Weise als eigenständiger Verein aufzutreten. Mitglieder des bestehenden Gesangvereins und die jetzt eigenständigen Sänger fanden in einem gemeinsamen „Männergesangverein“ zusammen. Vorstand wurde Titus Nothelfer. Georg Walker übernahm die Chorleitung.

Der langjährige Chorleiter Oberlehrer Fischer trat von seinem Amt zurück und wurde aufgrund seiner herausragenden Verdienste zum Ehrendirigenten ernannt. Den Kirchenchor jedoch leitete dieser Oberlehrer Fischer als Dirigent weiter bis ins Jahr 1949.

1939 bis 1947

In der bewegten Zeit, während des 2. Weltkrieges und den unmittelbaren Nachkriegsjahren ruhte das Vereinsleben im Männergesangverein Unterkirchberg.

Im Herbst 1947 regte sich die Lust zum „öffentlichen“ Singen wieder. Erneut waren es Mitglieder des KSV, die sich dort zu einer neuen Sängerriege formierten. Unter Leitung von Georg Walker wurde wieder mit geselligen Liedvorträgen begonnen.

 

Oberlehrer Schlegel leitete in diesen Jahren den Kirchenchor. Dieser Chor fühlte sich allerdings nur an seine kirchlichen Verpflichtungen gebunden, und bereicherte das weltliche Musizieren nur bei übergreifenden Festen, wie das Kirchweih - oder Erntedankfest.

1954

Am 31. Januar versammelten sich dann Sänger und Freunde der Chormusik wieder einmal im Bräuhaus zu einer erneuten Aussprache, für das Vorhaben, einen neuen Männergesangverein in Erwägung zu ziehen. Der Abend endete mit dem Beschluss, diesen neuen Gesangverein „Männergesangverein Harmonie“ zu nennen.

Wieder galten die Statuten von 1896.

Georg Walker übernahm die Chorleitung und Karl Kessler, bereits in der Sängerriege ein unermüdlicher Sänger, wurde zum 1. Vorstand gewählt.

1956

Die Ära Walkers endete mit seinem „unvermittelten“ Weggang vom „Männergesangverein Harmonie“.

Ein glücklicher Zufall führte dem Männergesangverein wieder einen Vollblutmusiker zu. Emil Ehmig war in Österreichischen Diensten Militärmusiker mit entsprechender Ausbildung gewesen. Als Sudetendeutscher Landsmann kam er in den Raum Ulm, und über landsmannschaftliche Beziehungen nach Unterkirchberg. Obwohl Emil Ehmig nur unzulänglich das Klavierspiel beherrschte, führte er den „Männergesangverein Harmonie“ auf bis dahin unbekannte musikalische Höhen. Seine (musikalische) „rechte Hand“ war Else Geiger. Sie verstand es die Ideen Ehmigs am Klavier umzusetzen.

Emil Ehmig war voll von Ideen für den Verein. Sein Ziel war es, den Chorgesang des Männerchores für die Zuhörer attraktiver zu gestalten. Hier liebäugelte er mit den Erfolgen des Kirchenchores unter Oberlehrer Schlegel, mit für Ehmig bis dahin unerreichbaren Frauenstimmen.

   

In einem Versuch, in die männerbestimmte Hierarchie des Männergesangvereins diese Frauenstimmen einzubauen, hatte Ehmig die Frauen des Kirchenchors zu einem gemeinsamen Singen während eines Gartenfestes des Vereins eingeladen.

Der Erfolg gab ihm recht. Die Männerbastion öffnete sich, und in einer Versammlung im Adler - Saal wurde um die Frauen geworben, die in einem neu zu bildenden Chorgefüge, als „Gemischter Chor“, mit singen wollten.

1958

Der damals leistungsschwache „Männergesangverein Harmonie“ stellte sich allmählich auf einen „gemischten Chor“ um und hatte großen Erfolg damit.

Er gab sich einen neuen Namen: „Gesangverein Harmonie“.

Als amtierender Vorstand wurde Karl Kessler wiedergewählt.

   

Ein Sängergaufest in Ulm, bot als willkommene Gelegenheit an, sich mit einem bedeutungsvolleren Chor anzufreunden. Der Männergesangverein Mühlacker wurde während eines Festes des Sängergaues in Ulm, der Obhut der Unterkirchberger anvertraut. In einer gemeinsamen Abendveranstaltung in Unterkirchberg beeindruckte das Können der Mühlacker Sänger so sehr, dass eine Sängerfreundschaft lebendig erhalten blieb.

1963

Für die Fahnenweihe wurde das Donauwinkeltreffen in Unterkirchberg veranstaltet.

Die Mühlacker Sängerfreunde übernahmen für den „Gesangverein Harmonie“ die Patenschaft. In dieser Zeit hatte der Gesangverein etwa 50 Sängerinnen und Sänger. Die Gesamtmitgliederzahl des Vereins betrug ca. 100 Vereinsmitglieder. Unter Emil Ehmig erlebte der Chor sein erstes musikalisches Hoch.

Nach schwerer Krankheit verstarb Else Geiger. Emil Ehmig verlor dadurch seine Möglichkeit, virtuos Ideen im Chor umzusetzen.

Auf das Hoch während der Zeit der Fahnenweihe folgte das unvermeidliche Tief. Emil Ehmig gab im Laufe der Zeit seine Chorleitung auf.

 

So dümpelte der „Gesangverein Harmonie“ dahin. Alle Versuche sich am musikalischen Leben zu erhalten endeten in der Hoffnung, einen neuen Chorleiter für den Gesangverein zu finden. Verschiedene Wege dazu wurden erfolglos eingeschlagen.

Außerdem bedeutete es für viele Sänger, die im Gesangverein und im Kirchenchor mitsangen als doppelte Belastung, an Veranstaltungen des Chores und der Kirche, mit verschiedenen Probeverpflichtungen, teilnehmen zu müssen. Viele erreichten dadurch eine persönliche Motivations - Grenze, die auch bei guten Sängern zu Ermüdungserscheinungen führte.

 

Den Kirchenchor hatte Lehrer Lang bereits im Jahr 1961 von Oberlehrer Schlegel übernommen. Herr Schlegel hatte diesen Kirchenchor von 1949 bis 1961 mit großem Erfolg geleitet. So dass Lehrer Lang bei der Übernahme dieses Kirchenchors aus dem Vollen schöpfen durfte. Bereits im Musikunterricht der örtlichen Schule griff er auf junges Sängertalent zu, und band junge Menschen aktiv in den Kirchenchor mit ein.

Bereits im Jahre 1965 begleitete ihn, bei allen bedeutenden Kirchenmusik - Aufführungen in Unterkirchberg, ein junger Schüler aus Gögglingen an der Kirchenorgel. Lehrer Lang hatte während seiner Schultätigkeit in Gögglingen, dort den äußerst talentierten Ernst Gürtler kennen gelernt.

1968

Für den „Gesangverein Harmonie“ wollte es wiederum der Zufall, dass in Unterkirchberg ein studierter Musiker wohnte. Erich Seckinger war bei der amerikanischen Armee als Bankkaufmann angestellt und leitete einen Sängerchor in Ulm.

Nachdem Erich Seckinger auf Bitten von Adam Schmidt die musikalische Leitung des Unterkichberger Chores übernommen hatte, erschloss sich für den „Gesangverein Harmonie“ zum erstenmal in seiner Vereinsgeschichte die Welt aller musikalischen Möglichkeiten, die damals für die mehrstimmige Chormusik vorstellbar war.

Adam Schmidt wurde am 23. März  zum 1. Vorstand gewählt.

 

Wenn nun der „Gesangverein Harmonie“ wieder einem hohen musikalischen Niveau zustrebte, war durch die Versetzung von Schullehrer Lang, im Jahre 1968, das musikalische Tief im Kirchenchor bereits vorprogrammiert. Zwar sorgte Lang für seinen Nachfolger, indem er den erst siebzehnjährigen Ernst Gürtler für die Chorleitung vorschlug, doch dieser plante bereits ein Studium an der PH Weingarten. So waren seine Möglichkeiten zur direkten Nachfolge des Kirchenchorleiters zeitlich und in der räumlichen Distanz relativ eng begrenzt.

Wenn nun davon ausgegangen werden darf, daß alle Sängerinnen oder Sänger, die in Unterkirchberg gerne sangen, Mitglied in beiden Chören waren, liegt der Schluss nahe, dass das Vakuum welches mit dem Weggang Ehmigs im Gesangverein Harmonie vorgeherrscht hatte, nun bei den offensichtlichen Erfolgen seines Nachfolgers Erich Seckinger, um die hochmotivierten Stimmen der Sänger und Sängerinnen des „kränkelnden“ Kirchenchors bereichert wurde.

 

Wen wundert es, wenn plötzlich Gedanken zur Zusammenlegung beider Chöre frei wurden, und diese sich in entsprechende Aktivitäten umsetzten.

1969

Keiner der beiden Vereine, weder der „Gesangverein Harmonie“, noch der Kirchenchor, war personell in der Lage alle selbst gewählten Forderungen oder langjährig auferlegten Verpflichtungen zur eigenen Zufriedenheit zu erfüllen. Man erkannte, bei aller möglichen Rivalität, dass eine Gemeinsamkeit beider Chöre mehr Möglichkeiten für das gemeinsame Hobby, der Liebe zur Chormusik, bot.

 

So erfolgte auf Betreiben von Adam Schmidt am 11. Januar die Zusammenlegung beider Chöre zur heutigen „Chorgemeinschaft Unterkirchberg“ Diese Chorgemeinschaft wurde wieder ausdrücklich in den Statuten von 1896 verankert.

Niemand wird ermessen können, so Adam Schmidt, welche Möglichkeiten sich für einen Chor in der Gemeinde bietet, wenn er nicht bei beiden Chören die Querelen der Vergangenheit miterlebt hat.

Mit diesem „Schachzug“ sei endlich Ruhe in die Reihen der Sänger eingekehrt.

 

Chorleiter Erich Seckinger übernahm nun auch die Aufgaben des Kirchenchors. Er folgte aber aus familiären Gründen, dem Wunsche seiner Frau, die es weg, in ihre Heimat zog. Dort, stets in Sympathie mit Unterkirchberg verbunden, leitete er erfolgreich zwei Chöre.

 

Wieder stand der Chor vor dem musikalischen Nichts. Die Vereinsaktivtäten ruhten, bis man Ernst Gürtler als neuen Chorleiter gewinnen konnte.

1971

An Weihnachten 1970 übernahm Ernst Gürtler die Leitung der Chorgemeinschaft. Er kannte den Kirchenchor bereits aus den Jahren von Lehrer Lang.

1976

In diesem Jahr veranstaltete die Chorgemeinschaft (vom 11. bis 13. Juni) ihr 80 jähriges Bestehen mit einem dreitägigen Zelt - Fest in der Mahdau. Das reichhaltige Programm wurde mit sangeskräftiger Unterstützung der Sängerfreunde aus Schemmerberg ausgerichtet.

 

Zu diesem von Ernst Gürtler geleiteten Chor der Gemeinde Schemmerberg bei Biberach / Riß verband die Chorgemeinschaft Unterkirchberg eine große Chor - Freundschaft.

 

Eine Fülle erfolgreicher Veranstaltungen sollten sich unter diesem Chorleiter für die Chorgemeinschaft öffnen:

 

In den Jahren

1971 bis 1977

wurden enge freundschaftliche Kontakte mit dem Gesangverein „Schemmerberg“ gepflegt 

 

1974 bis 1976

fanden gemeinsame Liederabende mit dem Männergesangverein Oberkirchberg im Gasthaus Adler,

und

1979 bis 1990, jährlich im Herbst, Weinfeste in der Gemeindehalle statt.

 

1983 bis 1991

fanden vier Kirchenkonzerte in der St. Martinskirche, mit den Messen:

 

-      Missa brevis B - Dur von W.A.Mozart; KV 275

 

-      Messe von J. Butz „Missa Antonie“

 

-      Messe Nr. 2 (G - Dur) von Franz Schubert

 

-      Krönungsmesse von W.A. Mozart (C - Dur) KV 317 hohe Aufmerksamkeit.

 

Mit diesen in der Kultur - Fachwelt Ulms viel beachteten Kirchenkonzerten stellte Ernst Gürtler die Chorgemeinschaft Unterkirchberg, und sich selbst, dem Wettbewerb und der Wertung professionell geführter Chöre.

Der Chor stand im Zenit seines Könnens und seiner für Laienchöre erreichbaren Möglichkeiten.

1985

Am 9. März schied Adam Schmidt als 1. Vorsitzender aus der Vereinsführung aus.

Wie nur wenige Mitglieder hat Adam Schmidt das Werden der Chorgemeinschaft, in seine heutige Form, mitgeprägt und gesteuert. Wenn nun diese Chronik die Erfolge des Chors an den Möglichkeiten seiner Chorleiter misst, so sollen alle die Männer und Frauen unvergessen bleiben, die im Hintergrund, in teilweise aufwendiger Vereinsarbeit, den Boden für diese Erfolge bereitet haben.

Adam Schmidt wurde für sein maßgebliches Wirken in der Sängerriege des KSV, des Männergesangvereins und Gesangvereins Harmonie und der Chorgemeinschaft, mit der Ehrennadel des Landes Baden - Württemberg geehrt und ausgezeichnet., die Chorgemeinschaft verlieh ihm die Ehrenmitgliedschaft.

 

Neuer Vorstand wurde Josef Medwed.

Unter seinem Vorsitz gab sich die Chorgemeinschaft eine neue Satzung, welche die neuen Rechtsgrundlagen für die steuerliche „Gemeinnützigkeit“ regelt, und wird eingetragener Verein mit dem Namen: „Chorgemeinschaft Unterkirchberg 1896 e. V.“

1986

Mit einem Kirchenkonzert (Messe von J. Butz „Missa Antonie“) wurde der Festakt zum 90 - jährigen Bestehen der Chorgemeinschaft in St. Martinskirche, mit einem anschließenden Steh - Empfang im Foyer der Gemeindehalle, begangen.

1990 bis 1994

In diesen Jahren wurden vier Gemeinschaftskonzerte in der Gemeindehalle der Gemeinde Illerkirchberg, oder abwechselnd in Senden - Ay, mit der Chorgemeinschaft Unterkirchberg 1896 e.V., der Concordia Ay, der Sängertreu Senden, des Männergesangvereins Oberkirchberg 1882 e.V. und der Musikvereinigung Senden / Ay / Oberkirchberg mit großem Erfolg für die an mehrstimmiger Chormusik interessierte Bevölkerung veranstaltet.

1993

Josef Medwed legte sein Amt als 1. Vorsitzender nieder. Hubert Kaltenstadler wurde als Nachfolger gewählt.

Ihm oblag es nun, den Verein zum Hundertjährigen Vereinsjubiläum im Jahr 1996 zu führen.

Zwei große Klippen hatte er jedoch auf diesem Weg zu überwinden.

1994

Chorleiter Ernst Gürtler hatte in seiner Ära die Chorgemeinschaft bis in dahin ungeahnte Höhen geführt. Der Chor diente ihm quasi als Instrument zum Erreichen vollkommener Ziele. Sein musikalisches Schaffen fand im Ulmer Sängergau sehr große Beachtung.

Sein Anspruch an sich selbst, und im Gegenzug an die Chormitglieder, erschöpfte sich zusehends an der Bereitschaft der Chorgemeinschaft auf diesem äußerst anspruchsvollen Niveau mitwirken zu wollen. Gürtler sah die Grenzen seiner Möglichkeiten, mit einem Laienchor weitere Perfektion zu erhalten als erreicht an, und stellte an den Chor die Schicksalsfrage: Nochmehr, noch besser..., oder er wolle aufhören. Dieser musikalische Anspruch hatte mit den Zielen der Gründergeneration und der Bereitschaft der Chormitglieder, fürs Singen in einem Freizeitchor, trotz hohem Selbstwertgefühl innerhalb den Reihen der Sängerinnen und Sänger, nichts mehr gemeinsam.

So kam es 1994 zu Trennung. Im Ostergottesdienst am 3. April wurde Ernst Gürtler auf eigenen Wunsch, ohne zurückliegende Würdigung seiner umfangreichen Verdienste, verabschiedet.

 

Die Leere die er in der Chorgemeinschaft hinterließ, schloss die Perspektiven für das naheliegende Jahr 1996.

 

Über das Gymnasium Wiblingen wurde durch Verbindungen zur dortigen Lehrerschaft eine junge hoffnungsvolle Musiklehrerin, Frau Ursula Erdner gewonnen.

Ihr frischer Einstand, ihre musikalische Öffnung zum modernen Musical, verband die Chormitglieder wieder. Noch unter dem künstlerischen Einfluß von Ernst Gürtlers stehend, wollte die Chorgemeinschaft ihr Können mit einer anspruchsvollen Chormusik endlich wieder unter Beweis stellen.

 

Das mangelnde Engagement der Frau Erdner für die Chorgemeinschaft jedoch, stand im grassen Gegensatz zum im Chor gewöhnten Pflichtbewußtsein eines Ernst Gürtler, der stets die Belange des Chores über seine Privat - Interessen gestellt hatte.

Die Vorstandschaft der Chorgemeinschaft wollte keine Zeit der Vorbereitungen zum „Hundertjährigen Bestehen“ versäumen, und trennte sich von seiner Chorleiterin.

Kein für Ernst Gürtler adäquater Chorleiter der Umgebung Unterkirchbergs hatte jedoch die Zeit zur Verfügung, kurzfristig, den vakant gewordenen Chorleiterposten zu besetzen.

Vorstand Hubert Kaltenstadler nahm mit Ernst Gürtler, als letzten „Rettungsanker“, hilfesuchend Kontakt auf. 

Dessen Vorliebe zur Kirchenmusik, und die Möglichkeit, mit der Chorgemeinschaft Unterkirchberg sich diesen Wunsch für das Hundertjährige Jubiläum erfüllen zu können, war sicherlich ausschlaggebend für die Annahme der Bitte der Chorgemeinschaft.

1995

ab 25. Juli übernahm Ernst Gürtler wieder die Chorleitung.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Chorgemeinschaft 42 Aktive und insgesamt 114 Vereinsmitglieder.

1996

seit 1. Januar 1996 ist die Chorgemeinschaft Unterkirchberg nun auch Mitglied im „Schwäbischen Sängerbund.

 


Zeittafel: Chorleiter und Vereinsvorstände

Zeitraum 1896 bis 1914

Männergesangverein

1896 bis 1910:
Chorleiter:
Lehrer Hermann
1. Vorstand:
vermtl. Karl Radi

Kirchenchor

1896 bis 1910
Chorleiter: 
Lehrer Hermann


1914 bis 1924 „Erster Weltkrieg“ und Nachkriegsjahre

Zeitraum 1924 bis 1936

Sänger-Riege (KSV)

Männergesangverein

Kirchenchor

1910 bis 1949
Chorleiter:
Oberlehrer Josef Fischer